1. Herren
Saison 2011/2012 – Kreisliga IV
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Saison-Zusammenfassung
Adrian Dettmers ballert TSV in letzter Sekunde zur Meisterschaft. Zudem gewinnen die Grün-Gelben den Kreispokal sowie die Stadtmeisterschaft.
Abbehausen. In der Saison 2010/2011 war der TSV Abbehausen beim Titelrennen zwischen dem späteren Meister TuS Varel und dem 1. FC Nordenham zum Zuschauen verbannt. Zu groß war der Abstand der Grün-Gelben, den sie als Tabellendritter aufwiesen. Trotzdem waren sie am Ende das Zünglein an der Waage. Der FCN hatte vier Spieltage vor dem Saisonende durch einen 1:0-Erfolg beim TuS Varel die Tabellenspitze erklommen. Das war die fast sichere Meisterschaft. Aber eben nur fast. Eine Woche später gastierten die Abbehauser im Plaatweg-Stadion und brannten ein Feuerwerk ab. Mit 6:0 fegte die Elf des Trainerdous Harald Renken/Jörg Frerichs die Gastgeber vom Platz – und ermöglichte so den Friesländern um Spielertrainer Stephan Borchardt den Aufstieg in die Bezirksliga.
Der Jubel war riesig. Am drittletzten Spieltag der Saison 2010/2011 siegte der TSV Abbehausen beim 1. FC Nordenham mit 6:0. Durch diesen Erfolg zog der TuS Varel wieder am FCN vorbei und sicherte sich die Meisterschaft in der Kreisliga IV.
Das grün-gelbe Herz schwamm nach der Deklassierung der Schmikale-Elf in Glückseeligkeit. Doch so groß die Schadenfreude über den verpatzten Aufstieg des Stadtrivalen auch gewesen sein mag. Fakt blieb, dass der FCN in der Endabrechnung deutlich vor Abbehausen gestanden hatte. Das wollten die Trainer Frerichs/Renken im darauffolgenden Jahr ändern. „Das A muss vor dem N stehen“, lautete die Divise für die Saison 2011/2012. Was niemand ahnen konnte: Dieses Ziel wurde bei weitem übertroffen.
Rückschläge zu Saisonbeginn
Nach dem ersten Spieltag machte sich jedoch zunächst Ernüchtertung breit. Den Saisonauftakt beim STV Voslapp hatten die Abbehauser in den Sand gesetzt. Mit 2:4 mussten sie sich geschlagen geben. Zumindest das Heimdebüt sollte gelingen. Der FC Nordsee Hooksiel wurde mit 8:0 abgeledert. Doch nur eine Woche später folgte der nächste Nackenschlag. Das Derby gegen den AT Rodenkirchen verloren die Grün-Gelben mit 0:3.
Drei Spiele, zwei Niederlagen – den hohen Erwartungen konnte das junge Team zunächst nicht gerecht werden. Hatte sich das Thema Meisterschaft damit bereits erledigt? Mitnichten. Nach der Niederlage bei den Stadlandern siegte der TSV acht Mal in Serie. Im Kreispokal setzten sich die Abbehauser gegen den Erzrivalen (1. FC Nordenham) mit 2:0 durch. Zuvor hatte man die SG Großenmeer/Bardenfleth aus dem Wettbewerb geschossen. Das Halbfinale bei der SG Burhave/Stollhamm gewannen die Grün-Gelben mit 3:1. Wichtiger als diese zwei Erfolge im Pokal waren die sechs Siege, die der TSV in der Kreisliga errang. Gegen Frisia Wilhelmshaven (5:0), SV Gödens (5:0), SG Wangerland (4:1), TuS Obenstrohe II (4:1), Heidmühler FC II (4:1), FC Zetel (2:0) setzten sich die Abbehauser souverän durch.
Zu diesem Zeitpunkt der Saison hatten sich fünf Mannschaften herauskristallisiert, die die Meisterschaft unter sich ausmachen sollten. Neben dem TSV Abbehausen gehörten zu den „Big Five“ der 1. FC Nordenham, Rot-Weiß Sande, SV Gödens und der STV Voslapp. Nach den sechs Siegen in Folge mussten die Grün-Gelben beim Stadtrivalen antreten. Die Siegesserie riss, doch der TSV blieb aufgrund eines (glücklichen) 0:0 zum siebten Mal in Serie ungeschlagen. Es folgten Siege bei Schlusslicht VfL Wilhelmshaven (8:0) sowie gegen Rot-Weiß Tettens (4:1).
Kurz vor der Winterpause empfing der TSV zum nächsten Spitzenspiel Tabellenführer Rot-Weiß Sande. Den Abbehausern gelang es nicht, das zehnte ungeschlagene Spiel in Folge zu absolvieren. Stattdessen unterlag die Frerichs/Renken-Elf den Friesländern mit 2:3. Die dritte, aber auch letzte Niederlage in der Saison. Danach verloren die Grün-Gelben 17(!) Mal hintereinander kein Pflichtspiel.
TSV wird Stadtmeister
Nachdem die Wesermarsch-Kicker das letzte Spiel vor der Winterpause mit 3:1 gegen Olympia Wilhelmshaven gewonnen hatten, stand der Hallenzauber auf dem Programm. Bei den Kreismeisterschaften ging der TSV leer aus. Dafür holte er den Titel bei den Stadtmeisterschaften. Zudem wurde Mathis von Atens (Bild) zum besten Torhüter des Turniers gewählt. Der erste von drei Titeln war damit unter Dach und Fach gebracht worden.
In der Rückserie beglichen die Abbehauser gleich drei offene Rechnungen. Nach einem 5:0-Erfolg gegen den STV Voslapp siegte der TSV auch gegen den AT Rodenkirchen (3:0). In Sande holte er immerhin einen Punkt (1:1).
Lediglich Sande konnte mit den Grün-Gelben Schritt halten. Nordenham, Gödens und Voslapp verabschiedeten sich aus dem Titelrennen, so dass sich die Wesermarsch-Kicker sowie die von Lars Poedtke und Andreas Horn trainierten Rot-Weißen ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten.
Zunächst ließ keines der beiden Teams federn. Doch nach sechs Spielen ohne Punktverlust patzte Abbehausen überraschend gegen die SG Wangerland (2:2). Die Grün-Gelben waren jetzt auf einen Ausrutscher der Friesländer angewiesen, die gegen Olympia Wilhelmshaven tatsächlich nicht über ein Remis hinaus kamen (4:4). Somit waren die Konkurrenten wieder punktgleich, wobei Abbehausen nach einem 7:0-Sieg gegen den Heidmühler FC II das bessere Torverhältnis aufwies. Als Tabellenführer hatte es der TSV jetzt also selbst in der Hand.
Gelingt dem FCN die Revanche?
Allmählich bog der Spitzenreiter auf die Zielgerade ein. Auf dem Weg zum Titelgewinn musste er allerdings noch die ein oder andere Hürde überspringen. Vier Spieltage vor dem Saisonende gastierte der 1. FC Nordenham auf dem Kunstrasen in Abbehausen. Die Konstellation war fast identisch mit der des Vorjahres. Dieses Mal hätte allerdings der FCN den Abbehausern in die Meistersuppe spucken können. Das hatte sich die Schmikale-Elf auch fest vorgenommen. Der Stachel von der 0:6-Klatsche saß tief, doch Renken, Juhrs, Hasemann und Co. hatten nicht den Hauch einer Chance. Der TSV siegte mit 4:1 und der Tabellendritte aus Nordenham konnte nun auch rechnerisch kein Meister mehr werden.
Durch einen 2:0-Erfolg im Endspiel gegen den TuS Jaderberg gewann der TSV Abbehausen seinen zweiten Titel in der Saison 2011/2012. Auf dem Foto sind zu sehen:obere Reihe von links: Florian Harms und Tochter, Betreuer Ingo Ehmann, Trainer Harald Renken, Daniel Herr, Christoph Reiprich, Trainer Jörg Frerichs, Stefan Marek, Hannes Hartfil, Ruben Rebmann, Mathis von Atens, Daniel Behrens, Benjamin Lenz, Andre Böse. Untere Reihe von links: Sven Bartels, Soeren Pudel, Matthias Kemper, Maik Müller, Marco Dettmers.
TSV gewinnt Kreispokal in Jaderberg
In der Kreisliga waren Sande und Abbehausen auch zwei Spieltage vor dem Saisonende noch punktgleich, wobei der TSV weiterhin das bessere Torverhältnis aufwies. Vor dem großen Showdown kam es beim TuS Jaderberg (2. Kreisklasse) zum Krombacher-Kreispokalfinale. Mit dem sympathischen Team um Torjäger Dennis Jöstingmeier hatten die Grün-Gelben allerdings deutlich mehr Schwierigkeiten als im Vorfeld angenommen. Letztlich setzte sich der Favorit vor großartiger Kulisse aber verdient mit 2:0 durch.
Trotz der Niederlage gab es für Jaderberg keinen Grund zu trauern. Durch den späteren Aufstieg des Kreispokalsiegers qualifizierte sich der TuS für den Bezirkspokal. Zudem stieg der Verein in die 1. Kreisklasse auf. Anschließend reiste das Team zum Saisonfinale nach Abbehausen, um die Grün-Gelben dort lautstark zu unterstützen.
Das unglaubliche Finale
Diesen Fußballkrimi hätte Alfred Hitchcock nicht besser schreiben können. Am letzten Spieltag empfingen die Abbehauser das Tabellenschlusslicht VfL Wilhelmshaven. Die Jadestädter waren bereits abgestiegen, verloren das Hinspiel mit 0:8 und reisten mit einer „Mix-Truppe“ bestehend aus A-Jugendlichen und diversen Spielern aus unteren Herrenmannschaften an. Der Sieg schien demnach nur eine Frage der Höhe zu sein.
Und es lief für den Tabellenführer zunächst alles nach Plan. Marco Dettmers, für den es das letzte Spiel im TSV-Dress gewesen ist (Studium in Göttingen), schoss den TSV früh in Führung (9.). Anschließend vergaben die Hausherren Torchancen im Minutentakt, so dass es nur mit dem 1:0 in die Pause ging.
Trotzdem glaubte noch niemand daran, dass das Meisterstück nicht gelingen sollte. Das änderte sich schlagartig. In der 61. Minute erzielte Dominic Lammers den überraschenden Ausgleich. Fortan agierten die TSV-Akteure nervös, der VfL kämpfte um jeden Zentimeter. Die Zeit trug jetzt die Farben des Tabellenletzten – und die von Rot-Weiß Sande.
Zunächst einmal mussten die Friesländer aber ihre Hausaufgaben meistern. So hätte ihnen das 1:1 in Abbehausen bis zur 86. Minute nicht zum Titelgewinn verholfen, da die Rot-Weißen gegen den 1. FC Nordenham bis zu diesem Zeitpunkt nicht über ein 2:2 hinaus kamen. Sollte der FCN Abbehausen zum Meister machen? Nein. Sande schoss in den letzten vier Minuten zwei weitere Tore und siegte mit 4:2. Auf Schützenhilfe konnten die Grün-Gelben jetzt nicht mehr hoffen. Bleibt es beim 1:1, dann ist die Meisterschaft futsch.
Das Endergebnis aus Sande ist den zahlreichen Zuschauern bekannt. In Abbehausen läuft die Nachspielzeit. Trotz hunderter Beobachter ist es auf dem gesamten Sportgelände totenstill. In den Gesichtern der Spieler, Trainer und Fans ist die Verzweiflung deutlich zu erkennen. Dann rannte VfL-Spieler Timo Eden alleine auf das TSV-Gehäuse zu. Pfosten, Nachschuss, Harms pariert großartig. Danach waren noch 60 Sekunden zu spielen.
In der vierten Minute der Nachspielzeit ergab sich die letzte Möglichkeit für Abbehausen. Kapitän Ruben Rebmann wurde auf der Außenbahn von den Beinen geholt. Dieser Freistoß sollte über Aufstieg oder bittere Tränen entscheiden. Innerlich dürfte aber wohl kaum noch ein Zuschauer auch nur einen Pfifferling auf den TSV gesetzt haben.
Die schmerzlichte Stille ist kaum zu ertragen, als Benjamin Lenz zum Freistoß antritt. Eine Mischung aus Trauer, Anspannung und Verzweiflung ist bei allen TSV-Anhängern deutlich zu spüren. Doch die flache Hereingabe des Routiniers, die Adrian Dettmers aus zwölf Metern in die Maschen drückte, ändert die Gefühlslage schlagartig. Fans, Ersatzsspieler und Trainer stürmen auf den Platz und begraben den Torschützen unter sich. Die anschließenden Feierlichkeiten des Triple-Siegers werden den Beteiligten in ewiger Erinnerung bleiben.
Die Erlösung. In der vierten Minute der Nachspielzeit trifft Adrian Dettmers zum 2:1 für den TSV Abbehausen gegen Schlusslicht VfL Wilhelmshaven. Anschließend kannte die Freude kein Halten. Der Torschütze wurde unter einer Menschentraube begraben.
Auch für Daniel Behrens war es eine besondere Saison. Mit 29 Treffern sicherte er sich die Torschützentrophäe der Kreiszeitung Wesermarsch. Das brachte ihm zusätzlich 20 Flaschen „Havanna“ ein, da TSV-Trainer Harald Renken eine Wette verloren hatte. Diese Schulden dürfte er jedoch sehr gerne beglichen haben.